Kann man das Leben noch genießen?

Kann man nach dem Tod eines Kindes noch das Leben genießen? Man kann nicht nur, man muss es tun, denn sonst ist man nur noch in der Trauer gefangen. Auch Arbeit alleine genügt nicht. Robert Enke war mit Spiel, Training, Sponsoring sicher sehr eingespannt, trotzdem hat er seine Depression nicht in den Griff bekommen. Was fehlte? Vielleicht die Gespräche mit ähnlich betroffenen . Zum Glück haben wir eine Gruppe gefunden mit der wir uns- mit Unterbrechungen- bis heute treffen und austauschen können. Es sind Menschen, die wie wir ein Kind oder den Partner verloren haben, sei es beim Birgenair-Absturz, beim Tsunami auf Ko Samui oder beim Klettern in den Alpen. Es sind aber auch Menschen dabei, die ein Unglück traumatisiert überlebt haben und vor allem die lieben Menschen, die diese Treffen organisieren und betreuen.Gedenken bei einem Treffen in Bonn 2010

Es hat zwei Jahre gedauert, bis wir uns- nach Therapie und Klinikaufenthalt soweit aus der Trauer lösen konnten, dass wir das Leben wieder anpacken und auch genießen konnten. Das bedeutet nicht, dass wir den Tod Alexanders überwunden hätten. Das Gedenken an ihn hat eine andere Qualität bekommen. Er ist aber immer bei uns.

2008 Canada und USA

Im Sommer 2008 waren Elena und ich für 3 Wochen in Canada und den USA. Der zunächst nicht geplante Urlaub, kam zustande als eine ehemalige Arbeitskollegin Elenas anrief und uns zur Hochzeit ihrer Tochter nach Watertown NY einlud. Bevor ich es mir wieder anders überlegen konnte, buchten wir  Flüge nach Montreal, Hotelzimmer in New Jersey und Niagara und einen Mietwagen. Am ersten Ferientag kamen wir mittags in Montreal an, wo uns eine der beiden Schwestern Elenas, die mit ihren Familien in Montreal leben, am Flughafen begrüßte. Sie brachte uns eine Kühlbox mit Eis, die wir im Kofferraum unseres KIA- Sonata verstauten. Mit gemütlichen 110 km/h , auf der cruise control eingestellt, ging es dann über den Highway Richtung Ontariosee. Wir überquerten den St.Lorenz Strom bei den 1000 Islands und kamen am Nachmittag im Hotel in Watertown an. Die Hochzeit war so, wie man sich eine philippinisch-amerikanische Hochzeit vorstellt. Mit Stretchlimousine und viel Tradition. Anschließend verbrachte ich mit Elena noch zwei schöne Tage alleine in Johns Sommerhaus, direkt am See. Nach einer Dampferfahrt zu den 1000 islands mit ihren feudalen Villen und Bootshäusern fuhren wir wieder über Kanada entlang des nördlichen Seeufers nach Toronto. Wir besuchten Elenas Tante und Cousine und  fuhren den CN Tower hinauf bis zum Sky-Pod auf 477m. Dann reisten wir gemütlich weiter nach Niagara, wo wir im Marriott- Hotel ein Zimmer mit ‚full falls view‘ gebucht hatten. Der günstige Wechselkurs machte es möglich, dass wir uns diesen Luxus ohne allzu große Gewissensbisse leisten konnten. Vom King-size Bett aus durch die Panaramafenster die Fälle wie im Theater vor sich zu sehen ist unbeschreiblich. Am nächsten Tag führte uns die Route Richtung New Jersey, das wir, nach Übernachtung in einem sehr preiswerten Motel erreichten. Wir hatten in der Holland Motor Lodge, direkt am Holland-Tunnel ein Zimmer gebucht, einfach aber zweckmäßig mit freiem Parkplatz und guter Verbindung mit dem Path-Train zur 38th. Straße in Manhatten oder zum ehemaligen WTC.

Am Tag des Endspiels der Europameisterschaft, das Spanien gegen Deutschland gewann, besuchten wir eine ehemalige Arbeitskollegin meiner Frau in Brooklyn. Mit der Metro zurück nach Manhattan mußten wir in der Christopherstreet umsteigen. Da an diesem Tag gerade CSday war, dessen Parade am Ursprungsort endete, dauerte es fast eine Stunde, bis wir uns durch das fröhliche, bunte Treiben durchgeschlängelt hatten. New York hinterließ- wie übrigens alle anderen Orte Amerikas- viele positive Eindrücke bei uns, vor allem das offene, freundliche, wenn auch oft unverbindliche Wesen der Amerikaner. So begrüßte uns der Grenzbeamte mit den Worten: „How are my friends there in Germany?“ Und der am finstersten aussehende ‚Gangsterrapper‘ in der Metro bot meiner Frau seinen Sitzplatz an. Vom Big Apple fuhren wir die Ostküste nordwärts bis Hyannis auf Cape Cod. Ein paar ruhige Tage am Strand taten uns gut. Spannend war dann unsere Schifffahrt zum whalewatching.                                                        

Eigentlich wollten wir noch zum Arcadia Nationalpark, aber man erwartete uns schon in Montreal zur Geburtstagsfeier unserer Nichte, die 1 Jahr alt wurde. So fuhren wir nur noch bis Freeport in Maine, wo wir leckeren Hummer, die Spezialität der Küstenorte, aßen. Über die White Mountains und den Lake Champlane fuhren wir mit weiteren Übernachtungen nach Montreal. Ein besonderes highlight in Kanada war der Besuch des Bluesfestival in Mont Tremblant.      Was nun hat dieser Urlaub mit Alex zu tun? Alexander liebte die USA. Schon als Kind besuchte er alleinreisend mehrmals seinen Freund Edwin in Florida und Alabama. Dann war er 1 Jahr auf der Highschool in Montgomery und machte mit Elena und meiner Tochter Nathalie Urlaub in LA und Las Vegas. Wir waren zwar auf der anderen Seite der Staaten, aber irgendwie hatte ich immer das Gefühl auf den Spuren meines Sohnes zu sein und dass er uns auf der Reise begleitet hat. Vielleicht waren diese drei Wochen deshalb so entspannend und schön.

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