Der German Wings Absturz

Wie erlebt man, als jemand, der vor Jahren selbst den Tod seines Kindes bei einer Katastrophe im Ausland erfahren musste, den Absturz der German Wings Maschine?   Wie bei jedem  Unglück, das in den vergangenen Jahren in den Nachrichten gemeldet wurde, macht es zutiefst betroffen, ja mehr noch- es schmerzt unsäglich, wenn die Gedanken  gleich an die betroffenen Eltern, Lebenspartner und Angehörigen gehen.        Die Ängste, Hoffnungen, die Wut und der Schmerz, die sie empfinden, lassen die selbst erfahrenen Gefühle – die nie wirklich verschwunden waren, sondern seit Jahren unter der Oberfläche lauern – wieder voll hervorbrechen. Der Verlust des eigenen Kindes ist wieder ganz nah und der Schmerz überwältigt dich.                                                                                     All‘ die Jahre haben wir uns bemüht jedes Detail des Busunglücks zu erfahren- was uns bisher noch immer nicht gelungen ist. Wir haben die Bemühungen des Gerichts in Mons begleitet, das zumindest einen Teil der Schuld bei dem Busunternehmer sah, der sich seiner Verurteilung mit allen möglichen juristischen Tricks entziehen konnte.                    Wir mussten uns Beschimpfungen und Drohungen der zuständigen Versicherung anhören, denen die recht niedrigen, in Deutschland üblichen Schmerzensgeldforderungen unseres Anwalts noch zu hoch waren.                                                                                                 Wie schlimm muss es für die Angehörigen sein, zu wissen, dass der Tod ihrer Lieben kein Unfall war, sondern bewusst herbeigeführt wurde!                                                                          Ich habe in den Berichten und Talkrunden rund um den Flugzeugabsturz  viele liebe Bekannte und Freunde gesehen, die uns auf dem Trauerweg begleitet und geholfen haben. Sybille und Hartmut, die wohl die größte Erfahrung in der Begleitung von Opfern und Betroffenen haben und zu denen wir den Kontakt auch nie aufgeben wollen, denn auch heute noch helfen sie uns, wenn  wir mit unserer Trauer wieder an einem Punkt sind, an dem wir nicht mehr weiter wissen.                                                                                             Melanie, die ihre Eltern bei dem Birgain Air Absturz verlor und sich für das Zusammenbleiben der Geschwister einsetzte und Heike, die selbst ihren Lebensgefährten bei dem Brand im Düsseldorfer Flughafen verlor und jetzt als Notfallhelferin im Kölner Dom neben der Sprecherin der Hinterbliebenen stand.                                                             Aus meiner Erfahrung kann ich den Hinterbliebenen nur raten, die angebotenen Hilfen der Notfallseelsorger anzunehmen, sich in Gruppen zu organisieren und gemeinsam das furchtbare Erlebnis aufzuarbeiten. Es wird Jahre dauern bis eine quasi Normalität eintritt und auch dann werden immer Phasen eintreten, wo man glaubt es nicht mehr ertragen zu können.                                                                                                                                                     Wie hat es Hartmut Jatzko formuliert: Es ist wie bei einer Schallplatte, die einen Kratzer bekommen hat. Den kann man nicht mehr beseitigen, aber man kann damit leben.

Über chaoszeit

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